BDO-Studie: Deutsche Unternehmen sind nicht bereit für die E-Bilanz
Die Diskussion um die Einführung der „E-Bilanz“ schlägt derzeit hohe Wellen. Die rund 1,37 Mio. bilanzierenden Unternehmen in Deutschland befürchten einen erheblichen Mehraufwand, den sie aktuell noch nicht genau kalkulieren können. Rund drei Viertel der befragten Unternehmen (74 %) haben deshalb noch nicht mit den wichtigen Umstellungsmaßnahmen für die E-Bilanz begonnen. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Zusammenarbeit mit TNS Emnid, für die 300 E-Bilanz-Verantwortliche nach dem Umsetzungsstand in ihren Unternehmen befragt wurden.
90 % der befragten Betriebe fühlen sich zudem nur teilweise oder unzureichend über die Anforderungen der E-Bilanz informiert. Auf das angekündigte finale Schreiben der Finanzverwaltung zu den wesentlichen Umsetzungsinhalten warten die Unternehmen dementsprechend gespannt: 85 % der Befragten erhoffen sich hiervon entscheidende Informationen für die Umstellungsvorbereitungen.
Laut Studie kann die Hälfte (50 %) der befragten Betriebe den finanziellen Aufwand der Umstellung gar nicht abschätzen. 22 % der Studienteilnehmer erwarten einen Gesamtaufwand für die Umstellung von 10 000 Euro bis 50 000 Euro, und 7 % der Unternehmer gaben sogar an, mit einem finanziellen Aufwand von mehr als 50 000 Euro zu rechnen.
„In der Summe zeigen die Studienergebnisse, dass dasursprünglicheZieleinerverpflichtendenEinführung der E-Bilanz zum 1.1.2012 insbesondere aufgrund einer defizitären Informationspolitik der Finanzverwaltung nicht mehr haltbar war“, erklärt BDO-E-Bilanz-Experte Koch. In einemüberarbeitenden Entwurf des Anwendungsschreibens zu § 5b EStG habe das Bundesministerium der Finanzen (BMF) deshalb u. a. eine Nichtbeanstandungsregelungvorgestellt. Demnachsollesnichtbeanstandet werden,wenn die Abschlüsse erst einweiteres Jahr später in elektronischer Form übermitteltwerden. 90 % der befragten Unternehmen geben zudem an, nicht etwa durch die Finanzbehörde auf die Notwendigkeit zur Umstellung auf die E-Bilanz aufmerksam geworden zu sein, sondern vielmehr durch Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, die Tagespresse oder durch Seminaranbieter.
Angesichts dieser Erkenntnisse verwundere es nicht – so BDO –, dass auch der Bericht „Über die Auswertung der Pilotphase zur elektronischen Übermittlung von Daten der Bilanz und Gewinn und Verlustrechnung“, den das BMF am 8.8.2011 vorgelegt hat, zu dem Schluss komme: „Es ist zu erwarten, dass einige Unternehmen noch Zeit benötigen […]“. An der Pilotphase hätten sich nur 84 Unternehmen aktiv beteiligt. „Auch diese geringe Beteiligung an der Pilotphase unterstreicht, dass der Großteil der bilanzierenden Unternehmen noch erheblichen Nachholbedarf bei den unausweichlichen Umstellungsmaßnahmen hat“, so Koch. „Die Zeit drängt, denn trotz des faktischen Aufschubs der verpflichtenden elektronischen Übermittlung bleibt der Umfang der Anforderungen für die Unternehmen weiterhin bestehen.“
Die aktuelle Studie „E-Bilanz Studie: Elektronische Jahresabschlüsse auf Knopfdruck?“ kann unter http://www.bdo.de/fileadmin/user_upload/pdf_rtf_presse/pm_2011/BDO_Studie_E_Bilanz_8_8_2011.pdf heruntergeladen werden.
(www.bdo.de)