Nachruf

Dr. Matthias Eschricht (1949–2020)

Am 30. August 2020 verstarb plötzlich und unerwartet das Gründungsmitglied und langjährige Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Lebensmittelrecht, Dr. Matthias Eschricht.

Nach Studium der Rechtswissenschaften und Referendariat in Hamburg und Promotion in Bochum war er zunächst als selbständiger Rechtsanwalt tätig, bevor er 1981 als Referent in der Rechtsabteilung des EDEKA-Verbands erstmals zum Einzelhandel stieß. Von 1987 bis 2003 war er Leiter der zentralen Rechtsabteilung der Unternehmensgruppe Tengelmann, und in dieser Funktion wurde er Gründungsmitglied der WGfL, zu deren Zielen die Stärkung des Einzelhandels in der lebensmittelrechtlichen Öffentlichkeit gehörte. Von 2003 bis Ende 2010 war er Leiter der Rechtsabteilung bei der Firma Merckle/Ratiopharm in Ulm. Neben dem Lebensmittelrecht standen in seiner beruflichen Praxis vor allem das Wettbewerbsrecht und der gewerbliche Rechtsschutz sowie das Arbeitsrecht im Mittelpunkt. Bis in jüngste Zeit hat er dann wieder als Rechtsanwalt ausgewählte Mandate wahrgenommen.

Neben der praktischen Tätigkeit vermittelte er sein umfassendes lebensmittelrechtliches Wissen und seine Erfahrungen in der Praxis als freier Dozent über mehr als 30 Jahre. So verantwortete er die Fortbildungsklassiker “Lebensmittelrechtliche Beanstandungen”, “Neue EG – Bioverordnung” und “Lebensmittelkennzeichnungen”. Von 2007 bis 2009 war er Lehrbeauftragter für Wirtschafts- und IT Recht an der Hochschule für angewandte Wissenschaft Neu-Ulm. Gemeinsam mit Prof. Dr. Claus Leitzmann von der Universität Gießen gab er das “Handbuch Bio- Lebensmittel” heraus.

Für sein vielfältiges verbandspolitisches Engagement steht die Tätigkeit als Chairman des Legal Consumer Affairs Committee bei EUROCOMMERCE, eines europäischen Spitzenverbands, der nationale Verbände aus mehr als 31 Ländern und über 6 Millionen Einzel- und Großhändler sowie weitere Retail Unternehmen repräsentiert (1993–1999).

Seit der Gründung der WGfL und dem ersten Deutschen Lebensmittelrechtstag hat Matthias Eschricht deren Entwicklung nachhaltig mitgeprägt. Beide haben in vielfältiger Weise von seinen umfassenden lebensmittelrechtlichen Kenntnissen und seinen breiten beruflichen Erfahrungen profitiert. Bis 2016 vergingen kein Lebensmittelrechtstag und keine Beiratssitzung ohne seine aktive und kreative Teilnahme. Empathie, Gradlinigkeit und persönliche und fachliche Unabhängigkeit ließen ihn zu einem besonders geschätzten Kollegen und persönlichen Ansprechpartner werden. Nicht verschwiegen sei auch, dass er nicht nur ein Kenner des Lebensmittelrechts,ZLR 2020 S. 723 (724) sondern auch ein Connaisseur guter Lebensmittel und hervorragender Weine war, die wir bei vielen Gelegenheiten zusammen mit ihm genießen konnten.

Wir sind dankbar für die erfreuliche Zusammenarbeit und werden sein Wirken nicht vergessen. Matthias Eschricht hinterlässt seine Ehefrau und zwei erwachsene Kinder. Ihnen gelten Mitgefühl und Sympathie seiner Freunde und Kollegen.

Prof. Dr. Friedhelm Hufen*