Klimapartner einer kooperativen Weltvermögensordnung
Wirtschaftsethisches Handeln durch Klimapartnerschaft ermöglicht Frieden
Der Frieden ist das Höchste: Pax optima rerum. Diese Inschrift krönt, zeitlos gültig im Friedenssaal des Rathauses zu Münster, den Westfälischen Frieden von 1648. Er schafft nach dem grausamen Dreißigjährigen Krieg eine gesamteuropäische, völkerrechtliche Neuordnung. Diese Mahnung markiert die zeitgemäße Aufgabe, die uns heute Krieg und Klimawandel stellen. Sie erscheint global und harrt einer Lösung, die wir kooperativ entwickeln können.
Mensch, Wirtschaft und Umwelt sind zu versöhnen. In einer nachhaltigen Wirtschaftswelt, kooperativ gestaltet im Gemeinsinn von Gerechtigkeit, auch zwischen den Generationen. Vermögen legt den Grund, materiell als existentielle Basis allgemein wie persönlich – vor allem durch das individuelle Können. Die Suche nach einer besseren Welt erträgt weder Dominanz noch Ausgrenzung. Integration gilt interkulturell und gerade in der “Zeitenwende”.
Praktisch geht es um den Sinn für Angemessenheit und im Grunde um einen Rechtsfrieden. Die gesellschaftliche Dimension wechselseitiger Förderung von Menschen als freie Wesen beschreibt Friedrich Carl v. Savigny (1840): Möglich sei dies nur durch Anerkennung einer unsichtbaren Grenze, in der das Dasein und die Wirksamkeit jedes Einzelnen einen sicheren, freien Raum gewinne; die Regel, wodurch jene Grenze und durch die dieser freie Raum bestimmt wird, sei das Recht. – Leben inmitten von Leben, formuliert Albert Schweitzer (1923).
Das trägt mit vernunftbegabten Wesen und ihrem Vermögen weltweit, auch zwischen den Völkern. Darauf gründen die Vereinten Nationen (UN), um “künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren” für sozialen Fortschritt und besseren Lebensstandard unter Achtung des Völkerrechts (Präambel der UN-Charta). Wie kann beim Angriffskrieg einer UN-Vetomacht diese Richter in eigener Sache sein? Wo das Recht mangelt, mangelt der Frieden.
Der Klimawandel gebietet umzudenken. Unter den Nationen, ob groß oder klein, gilt völkerrechtlich Gleichberechtigung und Verantwortung. Das Pariser Klimaschutzübereinkommen von 2015 bindet die Nationen der Erde, klimaschädliche Gase durch ehrgeizige Nationally Determined Contributions zu reduzieren (sog. Dekarbonisierung). Dabei wird anerkannt, im Sinne der Gerechtigkeit und der gemeinsamen, aber verschiedenen Verantwortlichkeiten und Fähigkeiten zu handeln, auch durch Technologie- und Finanztransfers.
Wahrlich geht es um das jeweilige Vermögen, materiell wie praktisch, um Erde und Menschen zu schützen. In der Natur und ihren Gewalten sind wir gleich, ob bei Wassermangel und Überschwemmungen in China, den Niederlanden oder Papua-Neuguinea. Das erlebten wir im Ahrtal 2021 mit vielen Opfern und Schäden bis hin zur Versicherungswirtschaft. Der Pariser Rahmen soll die weltweite Reaktion auf die Bedrohung durch Klimaänderungen, zusammen mit nachhaltiger Entwicklung auch zur Beseitigung der Armut, koordiniert verbessern.
Ganzheitliches Denken leitet. Wir sitzen alle in einem Boot. Das begründet die Klimapartnerschaft, gibt weltumspannend Anreiz (Global Commons). Ein gemeinsames Interesse, das wirtschaftsethisch zu entwickeln ist. Sinnvoll kooperativ als Hilfe zur Selbsthilfe. Wem von Natur besonders Vermögen zufällt, hat besondere Verantwortung. Die Menschenrechte gelten im Ganzen. Das bekräftigt neuere Rechtsprechung (Climate Change Litigation), die Rechte auf Leben, Gesundheit und saubere Umwelt etabliert. Gegenläufige Interessen treten zurück.
Ein Menschheitstraum? Angesichts imperialer Mächte geht der Friede klagend durchs Land (Erasmus, Querela Pacis). Klimapartner sind Vernunftwesen, nicht naiv. Macht achtet nur Gegenmacht. Klimapartnerschaft als kooperative Weltvermögensordnung baut auf ein international kräftiges Rechtssystem, die Prinzipien der Subsidiarität und der Gegenseitigkeit. Sie benötigt allseitig substantielle Beiträge, vor allem Wahrhaftigkeit. Jurisprudenz ist dabei die vermittelnde Kunst des Lebens, um Mensch, Wirtschaft und Umwelt nachhaltig zu versöhnen.
Aufbruch in eine neue Zeit! Es geht nicht um “ewigen Frieden” der Friedhöfe (pax perpetua gemäß Leibniz und Kant), sondern unsere Lebensquellen. Menschenwerk bleibt brüchig. Bildung und Phantasie treiben Wissen voran, das unternehmerisch im Wettbewerb der Ideen Wohlstand schafft – fair statt konfrontativ zum Besten allseits. Die Balance im Fortschritt zu wahren, ist die Herausforderung, jeder Generation jederzeit gestellt. Humanistisches Werk, das Recht als nachhaltig praktizierte Ethik der Wirtschaft, bereitet Frieden für eine blühende Welt.
Professor Dr. Claus Luttermann, Eichstätt-Ingolstadt