Im Blickpunkt
Pünktlich zum Tag der Arbeit setzte sich die Diskussion über die Vier-Tage-Woche weiter fort. SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken sprach sich für eine Einführung samt Lohnausgleich aus. IG-Metall-Vorsitzender Jörg Hofmann bekräftigte, dass seine Gewerkschaft bei den kommenden Tarifverhandlungen in der Stahlindustrie für eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich einstehen will. Er rechne damit, dass mit der Vier-Tage-Woche das Arbeitsvolumen insgesamt gesteigert werde, sagte der Gewerkschaftschef und bekräftigte seine Forderung zunächst für Berufe, in denen kein Homeoffice möglich ist, um die Arbeitskräfte zu entlasten. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sagte, er könne sich eine Vier-Tage-Woche nicht für alle Branchen vorstellen. Union und FDP hingegen befürchteten ihrerseits eine Verschärfung des Fachkräftemangels. Wie schon auf die Erste Seite, BB 18/2023 von Thomas Ubber ausgeführt, gibt es gegen den Vorstoß auch Bedenken seitens der Arbeitgeber(vertreter). “Deutlich weniger Arbeit bei vollem Lohnausgleich – wirtschaftlich ist das eine Milchmädchenrechnung”, so der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands BDA, Steffen Kampeter. “Nur mit mehr Bock auf Arbeit und Innovationen werden wir unseren Sozialstaat und den Klimaschutz auf Dauer finanzieren können.” Offen zeigte sich Kampeter etwa für eine Vier-Tage-Woche bei gleichbleibender Stundenzahl. Mercedes-Benz-Vorstandsvorsitzender Ola Källenius lehnte die Forderung nach einer Vier-Tage-Woche samt Lohnausgleich strikt ab. “Wenn unsere erste Priorität ist, bei vollem Lohnausgleich weniger zu arbeiten, gewinnen wir international kein Spiel mehr”, sagte Källenius. In der Tat dürften die Herausforderungen des internationalen Wettbewerbs und des heimischen Arbeitsmarktes eher gegen die Forderung sprechen.
Prof. Dr. Christian Pelke, Ressortleiter Arbeitsrecht