Im Blickpunkt
Der Arbeitgeberpräsident Dr. Rainer Dulger fordert Reformen bei der Rente und der Arbeitszeit. Zudem kritisiert er die Forderungen nach einer Vier-Tage-Woche. Er führte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur aus: “Wenn jetzt die Babyboomer in Rente gehen, dann wechseln ungefähr vier Millionen Menschen ihren Status vom Beitragszahler zum Leistungsempfänger. Und dafür braucht man nicht studiert haben, um zu verstehen, dass, wenn man von mehr als 45 Millionen Erwerbstätigen in wenigen Jahren auf 40 Millionen oder gar auf 39 Millionen runterfährt, nicht nur in der Rentenkasse ein Loch entsteht. Dann müssen wir darüber reden, können wir das zukünftige Rentenniveau halten?” Dulger warf die Frage auf, ob nicht das Renteneintrittsalter an die durchschnittliche Lebenserwartung gekoppelt werden müsse. Mit Blick auf das Arbeitszeitgesetz kritisiert Dulger: “Es beschränkt sich auf die tägliche Arbeitszeit. Wir leben aber mittlerweile im digitalen Zeitalter und verfügen über ein modernes und flexibles europäisches Arbeitszeitgesetz.” Die Arbeitgeber wünschen sich von der Bundesregierung die Anpassung dieses Gesetzes auch in Deutschland mit einem zeitgemäßen Fokus auf die Wochenarbeitszeit, womit man “den passenden Zeitrahmen zur tatsächlichen Arbeitsflexibilisierung” schaffen könne, so der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgebervereinigung. Die bestehenden Regelungen gerade zu Ruhezeiten gingen “an der Lebensrealität vieler Familien einfach komplett vorbei”, so ein Beispiel Dulgers. Zu Forderungen von Gewerkschaftsseite nach einer Vier-Tage-Woche mahnte Dulger: “Eine Vier-Tage Woche und dann noch bei vollem Lohnausgleich ist genau das Gegenteil von dem, was wir brauchen in einer Zeit des massiven Fachkräftemangels. Wir spüren alle, dass wir die Aufgaben nicht mehr bewältigt bekommen.” Weiter wies Dulger darauf hin: “Unsere Wettbewerber arbeiten länger als wir. Wie kommen wir darauf, unsere heute schon weltweit niedrigen Arbeitsstunden weiter zu senken? Wenn wir unseren Wohlstand in diesem Land erhalten wollen, müssten wir alle mehr arbeiten, aber auf jeden Fall nicht weniger.”
Prof. Dr. Christian Pelke, Ressortleiter Arbeitsrecht