V Vorwort
ESG – Environmental, Social and Governance oder der nicht immer ganz trennscharfe Begriff der Nachhaltigkeit bestimmen unsere täglichen Debatten in Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft. Dazu kommt die Fokussierung auf das Thema Klimawandel oder in unterschiedlicher Begrifflichkeit auch der Klimakrise. Das vorliegende Handbuch greift diese Aktualität auf. Zielsetzung des Handbuches ist es, eine Einordnung und Orientierung zum Thema ESG zu geben. Schon die Begrifflichkeit ist komplex. Bislang fehlte ein umfassendes Praxishandbuch zum Thema ESG in verschiedenen Sektoren und unter Berücksichtigung unterschiedlicher Unternehmensbereiche im Markt. Dieses Werk möchte diese Lücke schließen und das komplexe Thema greifbar machen. Das Handbuch gibt aus betriebswirtschaftlicher und rechtlicher Sicht einen Überblick über die Grundlagen, die Bedeutung und Umsetzung von ESG in Unternehmen. Der Fokus liegt auf den Auswirkungen von ESG auf die Unternehmenspraxis. Das Werk soll Praktikern aus diversen Unternehmensbereichen und Beratern aufzeigen, was ESG für die einzelnen Unternehmensorgane und -abteilungen bedeutet und wie aktuelle Herausforderungen im Zusammenhang mit ESG-Themen bewältigt werden können. Eine Schwierigkeit, die bis zum letzten Tag bei der Anfertigung dieses Werkes geblieben ist, ist die große Dynamik der Regulatorik. Das Handbuch konzentriert sich im Wesentlichen auf ESG-Fragestellungen aus europäischer Sicht. Der New Green Deal der Europäischen Union treibt viele Themen und Betrachtungen. Es ist jedoch wichtig, zu verstehen, dass es auch unterschiedliche Sichtweisen und Rückkoppelungen aus anderen Wirtschaftsräumen gibt, die das Thema mitprägen. In den USA gibt es eine Diskussion um das Thema „woke capitalism“, welche Ausfluss der ESG-Fragestellungen ist. In Europa spricht die EU-Präsidentin von dem „man on the moon moment“, wenn sie ihren Green Deal positioniert. Hiermit zeigt sich, wie dynamisch sowohl die gesellschaftliche als auch die regulatorische Diskussion ist. In der Zeit der Erstellung des Handbuches haben sich viele Dinge weiterentwickelt und auch auf Ebene der Regulatorik sind viele Punkte in Frage gestellt worden. Diese konstante Weiterentwicklung und Diskussion verschiedener Strömungen werden in den nächsten Monaten ihre Dynamik behalten. Aktuell hat der französische Präsident Macron eine Regulierungspause bei Umweltauflagen eingefordert, damit die Wirtschaft den Green Deal besser verdauen kann. Er hält explizit fest: „Wir setzen um, was wir beschlossen haben, aber wir hören auf, noch mehr hinzuzufügen. Denn das Risiko, das wir eingehen, besteht im Grunde darin, dass wir bei der Regulierung am besten abschneiden und bei der Finanzierung am schlechtesten abschneiden.“ Die unterschiedlichen Vorhaben im Rahmen des Green Deals zeichnen sich durch unterschiedliche Geschwindigkeiten aus. Verbunden ist das mit industriepolitischen Zielsetzungen, die je nach Land und Wirtschaftsraum sehr differenziert ausfallen können. Selbst innerhalb der EU gibt es zwischen Frankreich und Deutschland hier ein klares Gefälle. Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema ESG sind eine faktische, regulatorische und gesellschaftliche Perspektive einzunehmen. Diese Perspektiven sind niemals statisch, sondern entwickeln sich entsprechend weiter. Faktisch schreitet der Klimawandel voran. Hier
Hamburg/Pullach im Juli 2023 | Kai Andrejewski |
Nils Krause | |
Moritz von Hesberg |