Im Blickpunkt
“Cyberkriminalität wird vor Betrug durch Kunden und Vermögensdelikten die größte aktuelle Bedrohung für Unternehmen weltweit”, heißt es in der PM der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC vom 9.6.2022. In Zukunft würden zusätzlich Risiken wie Plattformbetrug, Manipulation im Kontext der ESG-Berichterstattung und in der Lieferkette eine große Rolle spielen. Am stärksten von wirtschaftskriminellen Aktivitäten betroffen sei die Technologie-Branche: Fast zwei Drittel der Unternehmen aus den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation seien in den vergangenen zwei Jahren Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden. Das seien die Kernergebnisse des aktuellen “Global Economic Crime and Fraud Survey” von PwC, bei der rund 1300 Führungskräfte aus 53 Ländern befragt worden seien. Claudia Nestler, Leiterin Forensic Services bei PwC Deutschland: “Es gibt aber auch gute Nachrichten. Der Anteil der von Wirtschaftsdelikten betroffenen Unternehmen ist seit der letzten Erhebung 2020 nicht gestiegen. Mit 46 Prozent gab nur knapp die Hälfte der weltweit befragten Unternehmen an, in den vergangenen zwei Jahren mit Wirtschaftskriminalität konfrontiert gewesen zu sein. In Deutschland waren sogar lediglich 40 Prozent betroffen. Im Jahr 2020 waren es noch 48 Prozent.” Und trotzdem, so Nestler weiter: “Die Risikolandschaft ist durch ökologische, geopolitische, finanzielle und gesellschaftliche Einflüsse komplexer als je zuvor. Hinzu kommt eine Zunahme externer Bedrohungen. Externe Tätergruppen nutzen vor allem Sicherheitslücken bei digitalen Plattformen aus.” Die Schäden infolge der Straftaten seien erheblich: Von den Unternehmen mit einem weltweiten Jahresumsatz von mehr als zehn Mrd. US-Dollar gäben 52 % an, in den vergangenen zwei Jahren Fälle von Wirtschaftskriminalität erlitten zu haben. Innerhalb dieser Gruppe habe fast jedes fünfte befragte Unternehmen berichtet, dass der jeweils schwerwiegendste Vorfall finanzielle Schäden von mehr als 50 Mio. US-Dollar nach sich zog. Bei kleineren Unternehmen mit einem Umsatz von weniger als 100 Mio. US-Dollar sei der Anteil geringer gewesen: 38 % hätten mit Fällen von Wirtschaftskriminalität zu kämpfen, von denen jedes Vierte einen Gesamtschaden von mehr als einer Million US-Dollar zu verzeichnen hätte.
Gabriele Bourgon, Ressortleiterin Bilanzrecht und Betriebswirtschaft