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BB 2022, 1062
 

Im Blickpunkt

Abbildung 13

“Ein zweites Wirecard?” überschrieb Martin Murphy seinen HB-Artikel vom 3.5.2022 auf Seite 14. Am Wochenende davor hatte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG der Adler Group das Testat verweigert. Grund dafür sei, so die Prüfer, dass ihnen Informationen vorenthalten worden seien (HB vom 2.5.2022, 28). Der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), die seit dem 1.1.2022 allein für das Enforcement verantwortlich ist, meinte hingegen bei der Jahrespressekonferenz seiner Behörde am 3.5.2022, der Fall sei völlig anders gelagert als der Bilanzskandal im Jahr 2020. Die Testatverweigerung zeige, dass der Prüfungsprozesss funktioniere. Bei der Bilanzprüfung gebe es noch weniger als in anderen Bereichen der BaFin eine Vollkaskoaufsicht. Darüber hinaus wollte sich Mark Branson zu dem laufenden Verfahren jedoch nicht äußern. Der für den Bereich Enforcement zuständige Exekutivdirektor Thorsten Pötzsch betonte, dass die Bilanzprüfung der BaFin bei der Adler Group bereits im August begonnen habe, während die Vorwürfe des Leerverkäufers Fraser Perring gegen die Adler Group erst im Oktober erhoben worden seien. – Nach dem Wirecard-Skandal waren mit dem Gesetz zur Stärkung der Finanzmarktintegrität auch die Enforcementregelungen geändert worden. Das bis dahin zweistufige Prüfungsverfahren der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) und der BaFin wurde abgeschafft und durch ein einstufiges Verfahren bei der BaFin ersetzt. Branson berichtete, dass die DPR-Integration in die BaFin gut laufe, und Pötzsch ergänzte, dass mittlerweile die personellen und organisatorischen Voraussetzungen für ein Enforcement allein durch die BaFin geschaffen worden seien. Für eine Zwischenbilanz sei es nach nur vier Monaten aber noch zu früh. Derzeit liefen 46 Verfahren. Bei den neuen Verfahren handele es sich um fünf Stichprobenverfahren, vier Anlassverfahren, und darüber hinaus werde etlichen Hinweisen, z. B. bei der Hinweisgeberstelle und der Market Contact Group der BaFin, nachgegangen. In diesem Jahr sei geplant, eine mittlere zweistellige Zahl an Verfahren abzuschließen.

Gabriele Bourgon, Ressortleiterin Bilanzrecht und Betriebswirtschaft

 
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