Im Blickpunkt
Eine Pressemitteilung des Arbeitgeberverbandes vom 7.5.2024 weist aus, dass die Fachkräftelücke in MINT-Berufen trotz der konjunkturellen Abkühlung auf hohem Niveau verbleibt. Laut der Mitteilung bereiten befragten Unternehmen die schlechten PISA-Ergebnisse und die gesunkenen Erstsemesterquoten in den MINT-Disziplinen große Sorgen. Dabei steigen die Bedarfe nach Fachkräften in MINT-Berufen durch die Digitalisierung und den Klimaschutz weiter an. Aus Sicht der Unternehmen sind gezielte Investitionen des Staates in das Bildungssystem der wichtigste Faktor, um die Transformation erfolgreich zu meistern. Die Arbeitskräftelücke in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) bleibt trotz der starken konjunkturellen Abkühlung auf hohem Niveau. Sie erreicht danach im März 2024 einen Wert von 244 400, wobei der Bedarf an Fachkräften in MINT-Berufen in den kommenden Jahren stark zunehmen wird, so die Mitteilung weiter. Zugleich führt der demografische Wandel zu steigenden Ersatzbedarfen (aktuell scheiden jährlich 64 800 MINT-Akademikerinnen und MINT-Akademiker aus), während es am Nachwuchs in Ausbildung und Studium mangelt. Mittelfristig droht der inländische Nachwuchs weiter abzunehmen, da die Leistungen von Schülerinnen und Schülern in den PISA-Erhebungen in Mathematik stark sinken. Aus Sicht der Unternehmen sind Investitionen des Staates in das Bildungssystem der wichtigste Faktor (Wert 98 auf einer Skala von 0 (völlig unwichtig) bis 100 (unbedingt erforderlich)), um die Transformation erfolgreich zu meistern. Dazu führt insbesondere Prof. Dr. Axel Plünnecke, Leiter Themencluster Bildung, Innovation und Migration am Institut der deutschen Wirtschaft Köln aus: “Die MINT-Lücke wäre heute noch deutlich höher, wenn in den letzten zehn Jahren nicht erste Erfolge zur MINT-Fachkräftesicherung bei Frauen, Älteren, Zugewanderten und bei der MINT-Bildung erreicht worden wären. Unter Zugewanderten ist die Beschäftigungsdynamik besonders groß – ohne Erfolge bei der Zuwanderung würden heute rund 442 000 MINT-Fachkräfte zusätzlich fehlen.” Der Bedarf wachse jedoch weiter, da etwa “die Erstsemesterquoten in MINT-Studiengängen . . . von 2016 bis heute um 10 % gesunken [sind]” und sich “der Anteil der leistungsstarken PISA-Schülerinnen und Schüler . . . in den letzten 10 Jahren in Mathematik halbiert [hat].” Es bedarf mithin grundsätzlicher Maßnahmen und erheblicher Anstrengungen aller Beteiligten, dem zu begegnen.
Prof. Dr. Christian Pelke, Ressortleiter Arbeitsrecht