Im Blickpunkt
Das Bundesministerium der Finanzen beauftragte das ifo Zentrum für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie mit der Studie zum Thema “Experteneinschätzungen zum globalen Standortwettbewerb”. Die Ergebnisse der Studie sind ernüchternd. Bei der Einschätzung der Standortattraktivität schneidet Nordamerika am besten ab. Die Standortbedingungen für nationale Unternehmen werden dort mit 80–90 von 100 Punkten als sehr gut einschätzt. Westeuropa folgt mit einem nur unwesentlich niedrigeren Attraktivitäts-Score. Für internationale Unternehmen schneidet Westeuropa mit 60–70 Punkten durchschnittlich ab. Bezogen auf Deutschland sehen die deutschen Experten die Standortattraktivität für nationale Unternehmen bei ca. 60–70 Punkten, während das Urteil für internationale Unternehmen schlechter ausfällt, nämlich mit 40–50 Punkten. Im letzten Fall findet sich Deutschland bei Island, Lettland, Montenegro und Albanien wieder. Schlechter schneiden, aufgrund des Urteils der nationalen Experten, nur Italien, Großbritannien, Malta und Nordmazedonien ab, mit 30–40 Punkten. Die Schweiz erreicht die höchste Punktekategorie mit 70–80 Punkten. Als besonders negative Einflussfaktoren auf die Standortattraktivität wurden genannt Bürokratie, Fachkräftemangel, Arbeitskosten und Steuern. Bezogen auf Deutschland rangiert die Regulierung bzw. Bürokratie auf Platz 1 der Negativfaktoren. Über 70 % der Experten sehen dies als kritisch an. 50 % der Befragten sehen mangelnde Digitalisierung, Energie und Ressourcen sowie den Fachkräftemangel als negativ an. Die Steuern schaffen es als Negativkriterium immerhin auf 20 % der Befragten. Bemerkenswert ist auch die Einschätzung, dass sich die Standortbedingungen in Deutschland in den letzten zehn Jahren verschlechtert haben. Immerhin 72 % waren dieser Meinung. Weitere 6,7 % sehen sogar eine “starke Verschlechterung”. Auch der Blick in die Zukunft verheißt nichts Gutes. Immerhin 20–40 % der Befragten erwarten für die Zukunft eine Verschlechterung der Standortbedingungen in Deutschland. Wobei die Regulierung und Bürokratie als Haupttreiber gelten. Insgesamt ein ernüchterndes Bild!
Prof. Dr. Michael Stahlschmidt, Ressortleiter Steuerrecht