Im Blickpunkt
Die Wirtschaft in Deutschland erholt sich nach Ansicht der privaten Banken aktuell überraschend zügig vom Corona-Schock, heißt es in einer PM des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) vom 23.9.2020. In ihrer Herbstprognose erwarteten die 13 Chefvolkswirte von privaten Banken aber, dass sich das derzeitige Tempo in den nächsten Monaten nicht fortsetzen wird. Unter dem Strich rechneten sie mit einem Minus zwischen 5–6 % beim Bruttoinlandsprodukt für das Pandemie-Jahr 2020. “Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Pandemie bleibt groß. Das dämpft den privaten Konsum und die Investitionen der Unternehmen. Zudem werden wir mit einigen Spätfolgen der Pandemie zu kämpfen haben”, sagte Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands bei der Vorstellung der Prognoseergebnisse. Spätfolgen seien bspw. die höhere Verschuldung von Unternehmen und Staaten sowie pandemiebedingte Änderungen beim Konsum und in der Produktion. Für das Jahr 2021 prognostizierten die Chefvolkswirte für Deutschland ein Wirtschaftswachstum von 4–5 %. Diese Wachstumsrate profitiere allerdings noch sehr stark vom Rückenwind aus dem zweiten Halbjahr 2020. Im Verlauf des nächsten Jahres dürfte die Wachstumsrate daher nur bei 2–2,5 % liegen. “Die Banken haben in der Krise Unternehmen umfassend mit Krediten versorgt. Sie haben damit die Wirtschaft gestützt und wesentlich dazu beigetragen, dass die aktuelle Erholung vergleichsweise stark ausfällt”, sagte Ossig. “Auch in Zukunft wollen die Banken der Wirtschaft die notwendigen Kredite bereitstellen. Hier könnte die EZB helfen, indem sie beispielsweise mit einem höheren Freibetrag die in den letzten Monaten deutlich gestiegene Belastung durch den Negativzins wieder reduziert. Auch das Einfrieren der zuletzt kräftig gestiegenen Bankenabgabe auf dem bisherigen Stand könnte den Banken mehr Luft geben, um die Wirtschaft weiterhin mit dem benötigten Kapitel zu versorgen”, so Ossig. – Zu ähnlichen Ergebnissen kommt das ifo Institut: Gemäß einer PM vom 22.9.2020 schrumpft die Wirtschaft in diesem Jahr weniger als erwartet, nämlich um 5,2 %. Im Sommer hätten die Forscher noch minus 6,7 % vorhergesagt. Dafür werde das Wachstum der Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr geringer ausfallen: Das ifo Institut rechne nun mit 5,1 % statt 6,4 %. Im Jahre 2022 erwarte das ifo Institut plus 1,7 %.
Gabriele Bourgon, Ressortleiterin Bilanzrecht und Betriebswirtschaft