Im Blickpunkt
Für insgesamt rund 190 000 Unternehmen, so heißt es in einer PM des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn vom 6.1.2022, steht nach seinen Schätzungen in den kommenden fünf Jahren eine Nachfolge an, weil die Eigentümer aufgrund von Alter, Krankheit oder Tod aus der Geschäftsführung ausscheiden. Fast die Hälfte der Übernahmen würden im Bereich der Unternehmensnahen Dienstleistungen stattfinden und über ein Viertel im Produzierenden Gewerbe. Dagegen dürfte es bei Unternehmen, die personenbezogene Dienstleistungen anbieten, sowie im Handel deutlich seltener zu einer Übernahme kommen. Die meisten Übergaben in Relation zum Unternehmensbestand würden in Bremen und Niedersachsen erwartet: 59 bzw. 56 Übergaben je 1000 Unternehmen. Dies beruhe im Fall von Bremen auf einer vergleichsweise hohen Zahl an Unternehmen im Wirtschaftsbereich Unternehmensnahe Dienstleistungen – einem Wirtschaftszweig, der hohe Bedeutung für das Nachfolgegeschehen im Allgemeinen besitzt. In Niedersachsen gebe es hingegen viele Unternehmen in der mittleren Umsatzgrößenklasse, in der gleichfalls viele Übergaben stattfinden. Die niedrigste Zahl an Übergaben im Vergleich zum Unternehmensbestand werde mit 44 je 1000 Unternehmen in Berlin erwartet. Hier gebe es zwar auch überproportional viele Unternehmen im Bereich der Unternehmensnahen Dienstleistungen. Mehrheitlich gehörten sie aber den kleinsten Umsatzgrößenklassen an, in denen sich oftmals eine Übernahme nicht lohnt. “Die Corona-Pandemie dürfte das Nachfolgegeschehen vorrangig bei den familienexternen Übergaben tangieren. Diese machen jedoch weniger als 30 % aller Nachfolgeregelungen aus”, berichtet Studienleiterin Dr. Nadine Schlömer-Laufen. Alteigentümer, die aktuell einen Verkauf anstreben, müssten in diesen Fällen unter Umständen niedrigere Kaufpreise akzeptieren. Andere würden hingegen ihre Nachfolgepläne so lange hinausschieben, bis sich die wirtschaftliche Lage wieder normalisiert hat. Eine andere Folge der Pandemie könnte aber auch sein, dass jüngere Unternehmer aufgrund einer Corona-Infektion und deren Langzeitfolgen zu einer frühzeitigeren Nachfolgeregelung gezwungen sein könnten. Die Studie “Unternehmensnachfolge in Deutschland 2022 bis 2026” ist unter www.ifm-bonn.org abrufbar.
Gabriele Bourgon, Ressortleiterin Bilanzrecht und Betriebswirtschaft