Im Blickpunkt
“Rund 100.000 mittelständische Unternehmen sollen nach den Plänen ihrer Inhaberinnen und Inhaber jährlich an Nachfolgende übergeben oder verkauft werden”, so eine PM der KfW vom 28.3.2023 zum aktuellen KfW-Nachfolgemonitoring. Das seien allein in den Jahren 2022 und 2023 rund 5 % aller 3,8 Mio. kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland. In den kommenden Jahren dürfte – so die KfW weiter – das Thema zunehmend an Brisanz gewinnen: Die Anzahl der Unternehmen mit älteren Inhabern steige kontinuierlich. Gegenwärtig seien bereits 31 % der Unternehmerschaft 60 Jahre oder älter – das seien etwa 1,2 Mio. und damit rund dreimal mehr als noch vor 20 Jahren. Es gebe zahlreiche Hürden, an denen der Nachfolgeprozess stecken bleibe oder scheitern könne. Mit Abstand an vorderster Front bei den Schwierigkeiten werde von Inhabern der Mangel an geeigneten Nachfolgerinnen und Nachfolgern genannt, mit dem sich mehr als drei Viertel (79 %) aller Mittelständler konfrontiert sehen. Ursächlich dafür sei eine strukturelle Nachfolgelücke, die zum einen demografisch begründet ist: Auf die geburtenstarke Baby-Boomer-Generation folgten deutlich schwächer besetzte Jahrgänge, und es fehle schlicht der Nachwuchs. Zum anderen entstehe die Nachfolgelücke durch ein seit Jahren geringes Gründungsinteresse. Die Knappheit von Interessenten werde demnach mehr als doppelt so oft als Hürde für eine Unternehmensnachfolge genannt wie die zweithöchste, die Einigung auf einen Kaufpreis (34 %). Auf den weiteren Rängen folgten bürokratischer Aufwand (28 %), rechtliche und steuerrechtliche Komplexität (24 %) sowie Sicherstellung der Finanzierung (14 %). Generell sei der Wunsch, die Nachfolge innerhalb der Familie zu regeln, weiter sehr ausgeprägt – 53 % aller Mittelständler favorisierten diese Variante, gefolgt von einem Verkauf an Externe (45 %) oder Mitarbeitende (26 %). Schwierig bei der familieninternen Nachfolge erwiesen sich dabei aber generell zahlenmäßig kleiner werdende Nachfolge-Generationen sowie sich wandelnde Berufswege (vgl. dazu auch Dresler-Lenz/Lehmann, BB 2023, 648 ff.). Fehlendes Interesse bei Familienangehörigen sei folglich der dominierende Grund für eine geplante Geschäftsaufgabe. Insgesamt planten rund 190 000 Mittelständler bis Ende des Jahres 2026 ohne eine Nachfolgeregelung aus dem Markt auszutreten. Das aktuelle KfW-Nachfolge-Monitoring ist abrufbar unter www.kfw.de/fokus.
Gabriele Bourgon, Ressortleiterin Bilanzrecht und Betriebswirtschaft