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BB 2013, 1961
 

Im Blickpunkt

Abbildung 6

“Was würde Alfried machen?” Diese Frage stellte sich Berthold Beitz, der am 30.7.2013 im Alter von 99 Jahren verstorben ist, immer vor wichtigen Entscheidungen, die den Krupp-Konzern betrafen. 1953 hatte ihn der sich immer auch dem Gemeinwohl verpflichtet fühlende Essener Industrielle Alfried Krupp von Bohlen und Halbach zu seinem Generalbevollmächtigten ernannt und ihm, als er am 30.7.1967 starb, sein Erbe anvertraut. Beitz war es, der Arndt von Bohlen und Halbach zum Erbverzicht bewegte und damit den Weg zur Gründung der gemeinnützigen Krupp-Stiftung sowie zur Umwandlung der Firma in eine Kapitalgesellschaft freimachte. Neben seiner Position als (Ehren-)Vorsitzender des Aufsichtsrats war Beitz bis zu seinem Tod Vorsitzender des Kuratoriums der Krupp-Stiftung, die mehr als 25 % der Anteile am Unternehmen hält, und hatte in diesen Funktionen das Ziel, die Substanz der Firma getreu seinem Versprechen gegenüber Krupp auch in Krisenzeiten zu bewahren: So fädelte er bei einer Liquiditätskrise in den 70er Jahren eine Beteiligung des Iran am Krupp-Konzern ein, setzte in der Stahlkrise der 80er zusammen mit Vorstandschef Cromme Rationalisierungsmaßnahmen durch und vollzog in den 90er Jahren die Übernahme bzw. Fusion von Hoesch und Thyssen. Die aktuelle Krise der ThyssenKrupp AG – ausgelöst durch Fehlinvestitionen sowie Korruptions- und Kartellskandale – zu bewältigen, war dem “Liebling der Götter” (Hermann Josef Abs) nicht vergönnt: Anfang des Jahres kam es sogar zur Trennung von seinem langjährigen Weggefährten und erklärten Nachfolger Cromme. – Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit war Beitz Vizepräsident im Internationalen Olympischen Komitee, förderte als Kuratoriumsvorsitzender Kunst und Wissenschaft und setzte sich stets als Mittler zwischen Ost und West ein. In der Zeit des Nationalsozialismus rettete er Hunderten von Juden durch persönlichen Einsatz das Leben. Bundespräsident Gauck, der bei der Trauerfeier am 26.9.2013 – dem Tag, an dem Beitz 100 Jahre alt geworden wäre – eine Rede halten wird, würdigt ihn in seinem Nachruf (www.bundespraesident.de) mit den Worten: “Berthold Beitz war eine deutsche Symbolfigur für sozial verantwortliches Unternehmertum und Charakterstärke.” Und: Sein Tod “erfüllt mich mit tiefer Trauer”. Dem schließt sich die nebenstehende Ressortleiterin – nicht nur als gebürtige Essenerin – an.
Gabriele Bourgon, Ressortleiterin Bilanzrecht und Betriebswirtschaft

 
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