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Bilanzrecht und Betriebswirtschaft
22.02.2019
Bilanzrecht und Betriebswirtschaft
EY: Zahl der Gewinnwarnungen steigt 2018 auf Rekordniveau

Immer mehr deutsche börsennotierte Unternehmen müssen ihre eigenen Umsatz- oder Gewinnprognosen nach unten korrigieren: Im Jahr 2018 gaben die im Prime Standard gelisteten Unternehmen insgesamt 144 Gewinn- oder Umsatzwarnungen heraus – ein Anstieg um 55 % gegenüber 2017, als die Unternehmen in 93 Fällen bekannt machten, dass sie ihre selbstgesteckten Ziele nicht erreichen können. 2016 waren sogar nur 63 Warnungen gezählt worden. Gut jedes dritte im Prime Standard gelistete Unternehmen – 34 % – hat seine Prognose unterjährig nach unten revidiert, jedes elfte Unternehmen veröffentlichte im Lauf des Jahres sogar zwei oder mehr Gewinn- oder Umsatzwarnungen. Erstmals seit dem Jahr 2014 wurden damit wieder mehr negative als positive Abweichungen von den Prognosen registriert: Insgesamt 138mal haben börsennotierte Unternehmen im vergangenen Jahr die selbst gesteckten Ziele übertroffen, in diesem Fall spricht man von Umsatz- oder Gewinnerwartungen. Im Vorjahr hatten allerdings deutlich mehr Unternehmen – 195 – ihre Prognosen nach oben korrigiert. Insgesamt musste damit wie im Vorjahr die Mehrheit (59 %) der börsennotierten Unternehmen die eigene Prognose nach oben oder nach unten revidieren. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die veröffentlichungspflichtige Korrekturen an Gewinn- und Umsatzprognosen im Zeitraum 2011 bis Ende 2018 untersucht. Für die Analyse wurden alle 309 Unternehmen aus dem Prime Standard der Frankfurter Börse betrachtet. Eindeutig nach unten zeigte der Trend im vergangenen Jahr für Unternehmen aus den Bereichen Handel und Autoindustrie: 83 % der Groß- und Einzelhändler haben im vergangenen Jahr eine Warnung veröffentlicht, bei den Autoherstellern und -zulieferern lag der Anteil bei 75 %. Auf der anderen Seite musste kein einziges Immobilienunternehmen seine Prognosen nach unten korrigieren, während 6 von 10 Unternehmen aus dieser Branche ihre Prognosen unterjährig nach oben schraubten. Der mit Abstand stärkste Zuwachs an negativen Prognosekorrekturen war im DAX zu verzeichnen: Die Zahl der Warnungen hat sich im Vergleich zum Vorjahr von 4 auf 18 mehr als vervierfacht. Gleichzeitig sank die Zahl der Erwartungen – also der positiven Korrekturen – um 28 %. Großkonzerne mit Milliardenumsätzen mussten im vergangenen Jahr ihre eigenen Prognosen besonders häufig nach unten korrigieren und veröffentlichten gleichzeitig die wenigsten Aufwärtskorrekturen: Während 38 % der Unternehmen mit einem Jahresumsatz oberhalb der 1-Mrd.-Marke eine Warnung herausgaben, vermeldeten nur 23 % von ihnen eine Umsatz- oder Gewinnerwartung. Umgekehrt schraubten immerhin 49 % der mittelgroßen Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 100 und 250 Millionen Euro ihre Prognose unterjährig nach oben – nur 29 % revidierten ihre Prognose nach unten. Im vergangenen Jahr hat der Handelskonflikt zwischen den USA und China bereits zu erheblichen Einbußen bei großen deutschen Konzernen geführt. Und in diesem Jahr droht ein harter Brexit, sich zu einer enormen Herausforderung für viele Unternehmen zu entwickeln. Im Durchschnitt sanken die Kurse am Tag der Warnung um 8 %, wobei die Gewinnprognose der Unternehmen im Durchschnitt um 41 % nach unten korrigiert wurde. Wenn hingegen Unternehmen ein Übertreffen ihrer Prognosen ankündigten, führte das im Schnitt zu einem Anstieg des Aktienkurses um nur 3 % – was allerdings auch mit einer deutlich geringeren durchschnittlichen Anhebung des Gewinnziels um 23 % korrespondiert.

(PM EY vom 17.2.2019)

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