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Bilanzrecht und Betriebswirtschaft
05.12.2013
Bilanzrecht und Betriebswirtschaft
EY: Sicherheit ist Mittelständlern bei der Finanzierung wichtiger als niedrige Kosten

Deutsche Mittelständler setzen bei der Unternehmensfinanzierung zunehmend auf Sicherheit. Niedrige Kosten spielen dagegen eine untergeordnete Rolle. So stufen 38 % der Unternehmer die Erhöhung der Eigenkapitalquote als wichtigstes Ziel der Unternehmensfinanzierung ein. Das sind neun Prozentpunkte mehr als im Jahr 2005. Die Erhöhung der Eigenkapitalquote rangierte damals noch auf Platz fünf im Prioritätenranking. Die meisten Unternehmen haben die Eigenkapitalquote bereits verbessert: Mittlerweile können 50 % aller Mittelständler eine Quote von über 20 % aufweisen. Im Jahr 2005 lag bei der Hälfte aller mittelständischen Unternehmen die Eigenkapitalquote noch bei sieben Prozent oder weniger. Das sind zentrale Ergebnisse der aktuellen Studie „Wege zum Wachstum – Finanzierungsverhalten im deutschen Mittelstand“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Dafür wurden Geschäftsführer, Inhaber und Finanzchefs von 600 Unternehmen aus dem gehobenen Mittelstand in Deutschland befragt. Auf der Liste der Prioritäten bei der Unternehmensfinanzierung bestätigen auch die Ränge zwei bis vier den Wandel hin zu mehr Sicherheitsdenken. 34 % der befragten Unternehmen messen der Steigerung langfristiger Finanzierungssicherheit ein hohes oder sehr hohes Gewicht bei. 25 % wollen die eigene Gesamtfinanzierung stabilisieren, indem sie auf mehrere Finanzierungspartner setzen. Und 22 % bewerten das Erweitern der genutzten Finanzierungsinstrumente als wichtig oder sehr wichtig. Kostenaspekte derUnternehmensfinanzierungdagegen haben deutlich an Gewicht verloren. Nur noch 28 % der Unternehmen sehen es als sehr wichtig oder wichtig an, die Finanzierungskosten zu verringern. ImJahr 2005 hatte dieser Aspekt der Finanzierungsentscheidungnochoberste Priorität. Damals bewerteten 47 %dieses Ziel als sehr wichtig oderwichtig. Auch die Steueroptimierung – ein weiterer Ansatzpunkt, um Finanzierungskosten zu senken – nimmt eine weniger wichtige Rolle ein. Geradeeinmal28 %derUnternehmenmessendiesem Ziel aktuell eine sehr hohe oder hohe Bedeutung bei. Im Jahr 2005 waren es noch 33 %. Allerdings sei dieses Urteil auch vor dem Hintergrund des aktuell niedrigenZinsniveaus zubetrachten. Unternehmen wollen Finanzierungsentscheidungen künftig noch häufiger als in der Vergangenheit mit Hilfe unabhängiger Berater treffen. Mehr als jeder zweite Befragte setzt auf eine bankenunabhängige Beratung. Denn das Image der Banken hatunterderFinanzkrise gelitten–unddamitauch das Verhältnis zwischen Bankberatern und Unternehmern. Weniger als jeder zweite Mittelständler bespricht Finanzierungsentscheidungen noch sehr häufig oder regelmäßig mit seiner Hausbank. Der Vertrauensverlust ist immens: Im Jahr 2005 wandten sich noch drei Viertel der Unternehmen mit Fragen zu Finanzierungsentscheidungen sehr häufigoder regelmäßiganihreHausbank. Zudem interessieren sich mittelständische Unternehmen immer mehr für alternative Finanzierungswege. So finanzieren sich neun Prozent der Unternehmen inzwischen auch über Schuldscheindarlehen. Drei Prozent geben Unternehmensanleihen aus. Die meisten Investitionen werden weiterhin aus dem Eigenkapital und per Bankdarlehen finanziert. Zum Vergleich: In Großbritannien finanzierten sich im Jahr 2010 bereits 14 % der Unternehmen über Anleihen, in Frankreich waren es sogar 16 %. Ein Grund: Erst im Jahr 2010 haben sich Mittelstandsanleihen in Deutschland etabliert. Seither können mittelständische Unternehmen Anleihen leichter am Kapitalmarkt platzieren. 14 % aller Unternehmen halten speziell für den Mittelstand konzipierte Anleihen für interessant. (www.ey.de)

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