E&Y: Restrukturierungsbarometer 2012 – Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt
Im Jahr 2013 könnten deutlich mehr Unternehmen als bisher in eine finanzielle Schieflage geraten und Insolvenz anmelden. Der unerwartet starke Aufschwung hat zwar im vergangenen Jahr so manches Unternehmen vor der Zahlungsunfähigkeit gerettet: 2011 mussten in Deutschland nur 30 099 Unternehmen Insolvenz anmelden, rund sechs Prozentweniger als im Vorjahr. Auch imersten Halbjahr 2012 blieb es ruhig an der Insolvenz- Front, trotz der beginnenden konjunkturellen Abkühlung. In den kommenden zwölf Monaten allerdings wird das wirtschaftliche Umfeld, in dem sich die Unternehmen behaupten müssen, schwieriger werden – und damit drohen auch wieder mehr Insolvenzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young unter 126 Insolvenz- und Restrukturierungsberatern, Bankmanagern, Insolvenzverwaltern und Investoren. Die große Mehrheit dieser Insolvenzexperten (77 %) erwartet, dass die Anzahl der Restrukturierungsfälle in den kommenden zwölf Monaten leicht zunehmen wird. Zehn Prozent der Befragten rechnen sogar mit einer starken Zunahme. Damit sind sie wesentlich weniger optimistisch als noch im Vorjahr: Im April 2011 hatten nur 28 %der Befragten mehr Restrukturierungsfälle erwartet. Unternehmer bemerkten häufig zu spät, dass ihr Betrieb in eine Schieflage rutscht – nämlich erst dann, wenn Eigenkapital und Liquidität knapp werden und die Zahlungsunfähigkeit akut droht, kritisieren die Insolvenzexperten. Spätestens dann sei eine Restrukturierung nicht mehr zu vermeiden. Als wichtigste Maßnahmen sehen die Befragten in diesem Fall operative Kostensenkungsmaßnahmen, eine Reduzierung der Produktpalette und einen Verzicht der Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen. Die am 1.3.2012 in Kraft getretene Reform des Insolvenzrechts werde Unternehmen die Sanierung etwas erleichtern, erwarten die befragten Insolvenzexperten. Sie halten die Stärkung des Insolvenzplanverfahrens für sinnvoll, glauben jedoch nicht, dass viele Unternehmen das Schutzschirmverfahren nutzen werden. Die Erfahrungen der Insolvenzexperten zeigen, dass Unternehmer trotz der Reform so lange wie möglich warten, bis sie einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren stellen. Auch nach dem Antrag erschwert die fehlende bzw. mangelhafte Transparenz in Form von aussagefähigen Unternehmensdaten die Arbeit des Insolvenzverwalters, beklagen Insolvenzexperten. Fehlende Einsicht bei den verantwortlichen Managern und enge Zeitfenster für die Sanierung sehen sie als größte Hindernisse bei ihrer Arbeit. Die Ergebnisse der Studie Restrukturierungsbarometer 2012 finden Sie auf der Homepage von Ernst & Young (E&Y).
(www.ey.com/de)