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Bilanzrecht und Betriebswirtschaft
26.08.2011
Bilanzrecht und Betriebswirtschaft
E&Y-Studie: Korruption bei europäischen Unternehmen weit verbreitet – Deutsche Unternehmen weniger stark betroffen

Schmiergelder, Geschenke und „Unterhaltungsprogramme“ sind für 17 % der Mitarbeiter großer Unternehmen in ganz Europa akzeptable Mittel, den Umsatz zu steigern. In Deutschland bezeichnen immerhin noch 12 % solche Maßnahmen als gerechtfertigt. Besonders ausgeprägt ist die Bereitschaft zu „Geldgeschenken“ in Griechenland und Russland, am ehrlichsten geht es dagegen in Frankreich und Norwegen zu. Europaweit geben zwei Drittel der Befragten an, dass Korruption in ihren Ländern nach wie vor gängige Praxis ist – besonders hoch ist der Anteil in den Emerging Markets. In Deutschland sind 45 % der Beschäftigten der Meinung, dass es im Geschäftsleben häufig zu Korruption kommt. Etwa 60 % aller Befragten gehen davon aus, dass es ihre Führungskräfte in schwierigen Zeiten mit der Moral nicht so genau nehmen, um geschäftliche Ziele zu erreichen. Diese Meinung teilen sogar 78 % der befragten Vorstände und Geschäftsführer. Das sind Ergebnisse einer Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young unter 2300 Beschäftigten aus 25 europäischen Ländern. Offenbar gebe es – so E&Y – einen Zusammenhang zwischen Korruptions-Toleranz und der Intensität, mit der die Unternehmen in den verschiedenen Ländern unter der Krise gelitten haben. Während in ganz Europa 27 % der Befragten befürchteten, dass noch mehr Firmen in finanzielle Nöte gerieten, seien es in Deutschland nur 4 %. Der geringere Druck schlage sich augenscheinlich in einer höheren Moral bei deutschen Unternehmen nieder: Nur 3 % der deutschen Topmanager und 12 % des übrigen Personals halten Schmiergelder für legitime Mittel der Geschäftsausweitung – 2009 war noch jeder Vierte so verständnisvoll. In Europa sind es in diesem Jahr 18 % der Topmanager und 17 % der übrigen Mitarbeiter. Mit den strengeren Maßstäben habe sich auch eine andere Wahrnehmung des Umfelds eingestellt. Während europaweit 65 % der Befragten die Bestechung als weit verbreitetes Vorgehen einstufen, sind es in Deutschland 45 %. Und nur 14 % der Deutschen beobachten Schmiergeldzahlungen in der eigenen Branche – der europäische Durchschnitt liegt doppelt so hoch. Der rigidere Umgang von Staatsanwälten, Richtern, Öffentlichkeit und den Firmen selbst mit den geschäftsfördernden Maßnahmen habe seine Wirkung nicht verfehlt. Heute sind 90 % der deutschen Mitarbeiter überzeugt, dass die Staatsanwaltschaften ernsthaft gewillt sind, Fehlverhalten zu verfolgen. Mit dieser Auffassung steht Deutschland gemeinsam mit Norwegen auf dem dritten Platz unter den Top Fünf der Rechtsbewussten, nach Schweden und der Schweiz und vor Großbritannien. Schlusslichter dieser Rangliste sind Russland, Tschechien, Kroatien, die Ukraine und Irland. 45 % der Befragten in Europa (16 % in Deutschland) plädieren für eine verstärkte Überwachung durch die Aufsichtsorgane, 31 %(in D 13 %) sogar dafür, dass Behörden und Regulierer ihr eigenes Unternehmen genauer „unter die Lupe“nehmen. Auch in Deutschland haben nur rund 50 % der Unternehmen Verhaltenscodices und definierte Anti-Korruptions-Richtlinien. Und nur gut ein Viertel – in Deutschland sogar nur ein Fünftel – der Befragten berichtet davon, dass Kollegen im Unternehmen für Korruptionsdelikte tatsächlich bestraft wurden. Jeder Zweite – in den Emerging Markets zwei Drittel – meint, dass die Korruption viel zu verbreitet ist, um ihr beikommen zu können. Stark vertreten sind zudem die Meinungen, dass Behörden und Regulierer nicht mit ausreichender Gesetzesmacht und mit genügenden Ressourcen ausgestattet sind. Die komplette Studie ist unter http://www.ey.com/Publication/vwLUAssets/European_Fraud_Survey_2011_-_Deutschland/$FILE/Deutschlandergebnisse%20European_Fraud_Survey_2011.pdf abrufbar.
(http://www.ey.com/)

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