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Bilanzrecht und Betriebswirtschaft
21.08.2019
Bilanzrecht und Betriebswirtschaft
KPMG: Digitalisierung im Rechnungswesen kommt nur in kleinen Schritten voran

Neue Technologien finden im Rechnungswesen nur zögerlich Anklang. Big Data-Analysetools, Self-Service Reporting und In-Memory-Datenbanken werden von etwa 90 % der Unternehmen noch nicht oder lediglich in Pilotprojekten genutzt. Priorität haben Projekte, mit denen das Feld für weitere Digitalisierungsschritte erst geebnet wird. Dabei geht es v. a. um die Homogenität der im Rechnungswesen eingesetzten Basissysteme, die Standardisierung von Workflows und die Qualität der Stammdaten. Die Digitalisierung der Abschlussprüfung gewinnt an Bedeutung. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „Digitalisierung im Rechnungswesen 2019“ von KPMG und der Ludwig-Maximilians-Universität München, für die CFO, Chief Accountants und andere leitende Führungskräfte aus 151 Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt wurden. Neben dem mutigeren Einsatz von neuen Technologien mangelt es zudem häufig an Offenheit für neue Methoden des Projektmanagements. Dr. Markus Kreher, Head of Finance Advisory bei KPMG: „Unternehmen gehen Transformationsprojekte im Rechnungswesen überwiegend noch nach klassischen Methoden an. Agile Prinzipien oder Methoden spielen eine untergeordnete Rolle. Nur jeder sechste Befragte sagt, dass Methoden wie Scrum oder Design Thinking eine hohe Bedeutung bei der Umsetzung von Digitalprojekten in ihrer Abteilung haben.“ Obwohl in den Unternehmen bereits transaktionale Prozesse wie bspw. Purchase to Pay und Order to Cash bei fast drei von vier Unternehmen ganz oder teilweise automatisiert sind, zeigen die Umfrageergebnisse, dass es noch viel Potenzial für weitere Automatisierungen gibt. Um hierfür innovative Lösungen zu entwickeln, arbeiten immer häufiger Beschäftigte aus den Fachbereichen eng mit Kollegen aus der IT zusammen. Dr. Markus Kreher: „Die Digitalisierung des Rechnungswesen stellt neue Anforderungen an die Personalplanung. Immer mehr Unternehmen stellen hierfür interdisziplinäre Teams zusammen, die Mitarbeiter aus den Fachbereichen und aus der IT umfassen. Auch in neue Mitarbeiter wird investiert, um neue Kompetenzen zu erwerben. Outsourcing hingegen spielt eine untergeordnete Rolle.“ Die meisten der befragten Unternehmen teilen die Einschätzung, dass die Digitalisierung der Abschlussprüfung an Bedeutung gewinnt. So gehen 78 % davon aus, dass die Datenanalyse im Hauptbuch in naher Zukunft „wichtiger“ bis „sehr wichtig“ werden wird. Beim Nebenbuch sind es 75 %. Die Hälfte der Befragten erwartet auch entsprechende Visualisierungen über Process Mining in der Abschlussprüfung. Dr. Markus Kreher: „Die Ergebnisse zeigen, dass durchaus eine gesteigerte Erwartungshaltung an den Einsatz neuer Technologien in der externen Abschlussprüfung besteht. Unregelmäßigkeiten und Auffälligkeiten lassen sich hier mit technischer Unterstützung schnell erkennen.“ Die Studie wurde bereits zum dritten Mal durchgeführt. Befragt wurden im März 2019 insgesamt 151 Unternehmen in Deutschland (72 %), Österreich (13 %) und der Schweiz (15 %). 85 % der Teilnehmer sind in einer leitenden Funktion als CFO oder als Leiter externes oder internes Rechnungswesen tätig. Die Stichprobe dieser Studie umfasst Unternehmen unterschiedlicher Größe und aus verschiedenen Branchen. Unternehmen mit unter 1000 Mitarbeitern bilden mit 57 % den größten Anteil der Stichprobe. Weitere 37 % der Befragten repräsentieren Unternehmen mit einer Mitarbeiteranzahl zwischen 1000 und 50 000 und etwa 6 % der befragten Unternehmen haben mehr als 50.000 Mitarbeiter. Zusätzlich wurden 14 ausführliche qualitative Interviews mit Finanzvorständen und Leitern des Rechnungswesens/Controllings von Großunternehmen geführt.

(PM KPMG vom 14.8.2019)

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