R&W Abo Buch Datenbank Veranstaltungen Betriebs-Berater
 
Bilanzrecht und Betriebswirtschaft
15.08.2013
Bilanzrecht und Betriebswirtschaft
PwC-Studie: Deutsche Unternehmen haben im weltweiten Vergleich zu hohe Working-Capital-Quoten – EU-Payment-Direktive weitet Zahlungsfristen aus

Deutsche Unternehmen binden im weltweiten Vergleich zu viel Kapital im Umlaufvermögen. Das Working Capital, also die Differenz von Umlaufvermögen und kurzfristigen Verbindlichkeiten, ist häufig viel zu hoch. Würden Unternehmen diese Mittel freisetzen, könnten sie Liquidität und Profitabilität deutlich verbessern. Das geht aus der Studie „Global Working Capital Annual Review 2013“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervor. Dafür nahmen die PwC-Experten die Bilanzen von 15 763 Aktiengesellschaften unter die Lupe, davon 538 in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Während z. B. 25 % der Unternehmen aus der Technologieindustrie nur mit einer Working-Capital-Quote von 6 % auskommen, liegt sie bei einem weiteren Viertel der Unternehmen bei 42 %. Auch in der produzierenden Industrie ist das Gefälle immens: Ein Viertel der Unternehmen braucht eine Working-Capital- Quote von nur 11 %, dagegen benötigen 25 % der Unternehmen eine Quote von 39,9 %. Das ungenutzte Potenzial an Cash-Reserven liegt bei den in den Studien untersuchten börsennotierten Unternehmen im Schnitt hierzulande bei 600 Mio. Euro pro Unternehmen, in der produzierenden Industrie sind es sogar 900 Mio. Euro. Insgesamt könnten die in der Studie untersuchten deutschen Unternehmen Kapital in Höhe von 180 Mrd. Euro aus dem Umlaufvermögen freisetzen, wenn sie sich an den Vorreitern ihrer Branche orientieren würden. Weltweit liegt das Gesamtpotenzial bei gigantischen 3,7 Bio. Euro. „Viele deutsche Unternehmen nutzen ihre Liquiditätsreserven nicht ausreichend. Würden sie ihre Lagerhaltung verringern oder Forderungen schneller eintreiben, könnten sie ihr Working Capital deutlich reduzieren. In der Konsequenz stünden den Unternehmen dann mehr Barmittel zur Verfügung und sie könnten auf teure Fremdfinanzierung verzichten“, skizziert PwC-Partner und Finanzierungsexperte Joachim Englert die Situation. Deutsche Unternehmen haben mit einem Working Capital von 20 % im Verhältnis zum Umsatz relativ viel Kapital in ihrem Umlaufvermögen gebunden. Im Vergleich dazu: In Großbritannien liegt die Working-Capital-Quote dagegen nur bei 14 %. Auch russische Unternehmen kommen mit weniger Working Capital aus.
Auch aus einem anderen Grund besteht Handlungsbedarf: Die EU-Payment Term Directive legt eine Zahlungsfrist von 60 Tagen fest – in Deutschland beträgt sie bislang 30 Tage. Das Ziel ist, die Zahlungsfristen in Europa zu vereinheitlichen. Während in Frankreich oder Italien Rechnungen erst nach 80 bis 100 Tagen beglichen werden, betrug laut der PwC-Studie die Zahlungsfrist in Deutschland 24,2 Tage. Der Gesetzgeber in Deutschland hat die Direktive bislang nicht umgesetzt. „Wenn Unternehmen in Zukunft länger auf das Geld warten müssen, belastet das ihre Liquidität und bindet mehr Kapital im Unternehmen“, so Englert. Ein Grund mehr für Unternehmen, jetzt nach Wegen zu suchen, ihr Working Capital weiter zu reduzieren. Dazu stehen geeignete Instrumente zur Verfügung, wie z. B. Factoring: Dabei kaufen spezialisierte Factoring-Gesellschaften gegen eine Gebühr Rechnungen von Unternehmen auf und stellen die Liquidität sofort zur Verfügung – das gebundene Kapital im Unternehmen und auch das Working Capital sinken. Weitere Informationen zu der Studie finden Sie auf der PwC-Homepage.
(www.pwc.de)

stats