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Bilanzrecht und Betriebswirtschaft
09.05.2016
Bilanzrecht und Betriebswirtschaft
EY: Deutsche Anleger bei DAX-Konzernen weiter in der Minderheit – Ausschüttung an ausländische Anleger steigt

Die DAX-Konzerne schütten in diesem Jahr 29,2 Mrd. Euro an ihre Anteileigner aus – davon fließen allerdings 57 % bzw. 16,8 Mrd. Euro ins Ausland. Denn im Durchschnitt liegt mehr als jede zweite Aktie der DAX-Unternehmen (55,3 %) in Depots ausländischer Investoren. Im Vergleich zum Vorjahr steigen die Dividendenzahlungen an ausländische Investoren leicht um 0,8 % bzw. 130 Mio. Euro.

Aktionäre aus Deutschland müssen sich hingegen mit einer deutlich geringeren Dividendensumme als noch im Vorjahr begnügen: Sie erhalten für das Geschäftsjahr 2015 eine Gesamtausschüttung von 10,1 Mrd. Euro und damit 570 Mio. Euro bzw. gut 5 % weniger als im Vorjahr. Und dies, obwohl deutsche Investoren im Durchschnitt ihr Engagement aufstockten: Sie hielten hielten im Geschäftsjahr 2015 nur durchschnittlich 36,2 % der Aktien, im Vorjahr waren es 35,6 % – gut 8 %der Aktien können keiner Region zugeordnet werden.

Bei fünf DAX-Unternehmen sind mehr als 70 % der ausgegebenen Aktien in ausländischer Hand (Deutsche Börse, Linde, adidas, Infineon und Bayer), insgesamt 19 Unternehmen sind zu mindestens 50 % im Besitz ausländischer Aktionäre. Den geringsten Anteil ausländischer Aktionäre weist die Lufthansa auf, bei der nur ein Viertel der Aktien ausländischen Anlegern gehört.

Das sind Ergebnisse einer aktuellen Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft zur Aktionärsstruktur der im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen.

„Trotz der erheblichen Marktschwankungen blieb das Engagement ausländischer Anleger bei den DAX-Konzernen im vergangenen Jahr konstant hoch. Das zeigt, dass Deutschlands Top-Unternehmen für Investoren aus dem Ausland anhaltend attraktiv sind – nicht zuletzt sorgte im vergangenen Jahr aber auch der niedrige Eurokurs für günstige Investitionsgelegenheiten“, beobachtet Martin Steinbach, Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei EY.

Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil ausländischer Investoren bei zwölf DAX-Konzernen, bei ebenfalls zwölf Unternehmen ist er hingegen gesunken, bei drei Unternehmen gab es keine Veränderung – zu den übrigen Unternehmen liegen keine entsprechenden Informationen vor. Besonders stark zugelegt hat der Anteil ausländischer Anteilseigner bei Adidas (um 10 Prozentpunkte von 69 auf 79 %), während Lufthansa und Merck den stärksten Rückgang (um jeweils neun Prozentpunkte) verzeichneten.

Mittelfristig stark gestiegenes Engagement ausländischer Investoren

Vor allem im langfristigen Vergleich wird deutlich, wie stark ausländische Anleger ihr Engagement im DAX-Segment ausgebaut haben: Bei den 22 Unternehmen, von denen vergleichbare Angaben für das Jahr 2005 vorliegen , stieg der Anteil ausländischer Anteilseigner von durchschnittlich 45 % im Jahr 2005 auf 58 % im Geschäftsjahr 2015. „Der Langzeitvergleich zeigt das erheblich gewachsene Interesse ausländischer Investoren an einem Engagement bei Deutschlands Top-Unternehmen“, kommentiert Steinbach. Zudem hätten in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten die Entflechtung der sog. „Deutschland AG“ und die fortschreitende Globalisierung zu einem steigenden Engagement ausländischer Anleger in Deutschland geführt.

Vor allem aber wertet Steinbach den stark gestiegenen Anteil ausländischer Investoren als „Zeichen für die hohe Wertschätzung der deutschen Konzerne auf dem Weltmarkt, aber auch für die Sichtbarkeit, Internationalität und Reichweite des Finanzplatzes Deutschland“.

Europäische Investoren vor US-Anlegern

Anleger aus dem europäischen Ausland sind traditionell  besonders stark bei den DAX-Konzernen engagiert: Durchschnittlich 29 % der Aktien der DAX-Unternehmen befinden sich im Besitz europäischer Anleger – 2010 lag ihr Anteil noch bei 25 %. Aber auch das Interesse der Anleger aus den USA bzw. aus Nordamerika an den DAX-Unternehmen ist seit 2010 gestiegen: Sie halten aktuell durchschnittlich 20 % der von den Konzernen ausgegebenen Aktien – 2010 waren es noch 18 %.

Im vergangenen Jahr hat sich das Engagement europäischer und nordamerikanischer Investoren allerdings gegenläufig entwickelt: Der Anteil europäischer Investoren stieg um 1,7 Prozentpunkte, während der Anteil nordamerikanischer Anleger um einen Prozentpunkt gesunken ist.

Privatanleger bleiben in der Minderheit

Der Großteil der DAX-Aktien ist im Besitz institutioneller Anleger, dazu zählen etwa Pensions- und Investmentfonds, Versicherungen oder Kreditinstitute: Sie halten im Schnitt mehr als sechs von zehn Aktien (64 %). Private Investoren sind nur mit elf Prozent vertreten, strategische Investoren wie Familien oder Unternehmen halten zwölf Prozent der Aktien. Das Engagement des Bundes, der KfW-Bankengruppe sowie eigene Aktien spielen insgesamt kaum eine Rolle (vier Prozent).

Die Dax-Konzerne befinden sich mehrheitlich im Streubesitz: Acht von zehn Aktien (83 %) der deutschen DAX-Unternehmen stehen dem freien Handel an der Börse zur Verfügung. Lediglich 17 % der Wertpapiere sind als Festbesitz Großanlegern zuzuordnen – im Vergleich zum Vorjahr hat sich keine nennenswerte Änderung ergeben. Sieben Unternehmen sind vollständig im Steuerbesitz, darunter die Deutsche Bank, BASF, Bayer und Munich Re. „Ein hoher Free-float fördert die Liquidität im Aktienhandel an der Börse und beeinflusst das Ranking im DAX positiv“, betont  Steinbach.

Unternehmen mit einem verhältnismäßig niedrigen Streubesitz sind Beiersdorf (39 Prozent) und die Automobilunternehmen Volkswagen (44 %), Continental (54 %) und  BMW (57 %).

Anmerkung zur Methode:

Untersucht wurde die Aktionärsstruktur. Der Anteil des Kapitals, der nicht in Stamm- und Vorzugsaktien eingeteilt ist, wurde nicht berücksichtigt. (Das ist z. B. bei Merck von erheblicher Bedeutung.). Bei den angegebenen Durchschnittswerten handelt es sich um den nicht gewichteten Durchschnitt.

(PM EY vom 9.5.2016)

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