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Bilanzrecht und Betriebswirtschaft
02.09.2011
Bilanzrecht und Betriebswirtschaft
KPMG-Studie: Compliance in großen deutschen Unternehmen zunehmend Chefsache

Die Aufdeckung von wirtschaftskriminellen Delikten und die Einleitung entsprechender Folgemaßnahmensowie Schutzmechanismen gegen solche Taten ist in den letzten Jahren zunehmend ein Pflichtbestandteil von Compliance-Programmen und damit systematisiert worden. In deutschen Großunternehmen ist die Einhaltung von Gesetzen und internen Richtlinien inzwischen Chefsache: Fast die Hälfte (45 %) hat ein eigenes Vorstandsressort „Compliance“ eingerichtet oder die Zuständigkeit direkt dem Vorstandschef zugeordnet. 46 % haben einen Chief Compliance Officer (CCO); bei Firmen mit mehr als 100 000 Mitarbeitern ist das sogar bei zwei Dritteln der Fall. Ebenfalls 46 % haben bereits eine konzernweite Compliance- Abteilung mit mehr als 20 Vollzeitstellen. Das ergibt die „KPMGCompliance Benchmark Studie 2011 – Aktuelle Trends in Großunternehmen“, die 36 große Unternehmen einbezieht. Befragt wurden die DAX 30-Unternehmen sowie sechs weitere deutsche Großunternehmen (Rücklaufquote: 67 %) Für alle Unternehmen heißt „Compliance’“die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben. Und für eine große Mehrheit (83 %) gehört auch die Befolgung interner Richtlinien dazu. Aber nur für 17 % der Befragten beinhaltet der Compliance-Begriff auch Ethik, Moral oder nachhaltiges Wirtschaften. Nach wie vor fürchten die Unternehmen am meisten Verstöße gegen das Kartellrecht, Korruption und die Verletzung von Datenschutz und IT-Sicherheit. Zwar sind 83 % davon überzeugt, dass ein funktionierendes Compliance-Management Schadensfälle vermeiden und Haftungsrisiken verringern kann. „Aber nur die Hälfte überprüft regelmäßig, ob ihr Compliance Management- System auch tatsächlich effektiv ist. Das reicht nicht“, warnt KPMG Partner Oliver Engels. Zur Aufdeckung der Fälle führen oft anonyme Hinweise aus dem Unternehmen oder von Geschäftspartnern. Inzwischen haben viele Unternehmen eine Telefonhotline (71 %) oder ein E-Mail-Postfach (58 %) eingerichtet, und die große Mehrheit findet diese Instrumente hilfreich (50 %) oder sogar sehr hilfreich (38 %). Frank Hülsberg: „Leider steht man gerade bei uns in Deutschland dem so genannten ,Whistle-blowing’ vielfach noch sehr skeptisch gegenüber, insbesondere in mittelständischen Firmen. Es ist eine Führungsaufgabe, die Mitarbeiter davon zu überzeugen, dass es hier nicht um Denunziantentum geht, sondern dass damit Schaden vom Unternehmen abgewendet werden kann. Das gelingt am besten durch den Nachweis eines verantwortungsbewussten Umgangs mit den Informationen.“ Mitarbeiter, die gegen gesetzliche oder unternehmensinterne Regeln verstoßen, müssen mit harten Sanktionen rechnen. Fast alle großen Unternehmen in Deutschland ziehen arbeitsrechtliche Konsequenzen (92 %), stellen Strafanzeige oder erheben Schadenersatzansprüche (jeweils 79 %).
(www.kpmg.de)

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