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Bilanzrecht und Betriebswirtschaft
19.10.2017
Bilanzrecht und Betriebswirtschaft
IDW: Positionspapier zur Auswirkung der Digitalisierung auf die Finanzberichterstattung und Unternehmensbewertung

Die Wirtschaft wird derzeit gehörig aufgemischt: Neue Technologien revolutionieren unternehmerische Produktionsprozesse, verändern Wertschöpfungsketten und machen bewährte Geschäftsmodelle obsolet. In der Folge verschieben sich die Unternehmenskennzahlen und stellen herkömmliche Bewertungsansätze in Frage. In dem am 17.10.2017 veröffentlichten IDW-Positionspapier zeigt die Arbeitsgruppe Trendwatch des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW), welche Anforderungen Unternehmen und Wirtschaftsprüfer erwarten.

Dass Maschinen die Arbeit von Menschen übernehmen, ist nicht neu. Dass Manager Betriebsprozesse anpassen müssen, ist auch bekannt. Die Auswirkungen des digitalen Wandels gehen jedoch viel weiter und verändern grundlegend Wertschöpfungsketten der Unternehmen von der Geschäftsidee über die Entwicklung bis hin zu Service und Vertrieb. Erprobte Geschäftsmodelle funktionieren nicht mehr und müssen neuen, riskanteren Konstruktionen weichen.

Dadurch steigen die Anforderungen und die Unsicherheiten für Manager und Kontrolleure. Und weil vergangene Geschäftsmodelle nicht mehr greifen, fehlen Informationen für belastbare Planungen. Damit fällt ein wesentliches Analyse-Instrument der Unternehmensbewertung weg und erschwert die Arbeit der Unternehmer und der Prüfer. Unternehmerische Planungsrechnungen in der Transformation ähnelten jenen von Start-Up-Unternehmen, heißt es im IDW-Positionspapier. Mangels zuverlässiger Vergangenheitsanalysen sind Prognosen für die Zukunft erschwert. So verkürzen sich die Planungshorizonte deutlich und erhöhen für Unternehmer das Risiko von Fehlentscheidungen.

Auch auf die Kapitalmärkte hat der digitale Wandel eine verstärkende Wirkung und erschwert die Beurteilung der strategischen Ausrichtung. „Grundsätzlich sind die herkömmlichen Instrumente der Finanzberichterstattung weiterhin geeignet, die wirtschaftliche Lage von Unternehmen abzubilden“, sagt der IDW-Vorstandssprecher Prof. Dr. Klaus-Peter Naumann. „Berichtsleser werden die in Abschlüssen und Lageberichten abgebildeten Entwicklungen und Kennzahlen jedoch intensiver hinterfragen müssen“. Und weiter: „Vor allem Betrieben traditioneller Branchen fehlt es bislang an Erfahrung mit den erforderlichen Anpassungen von Geschäftsmodellen an digitale Anforderungen.“

Neue Wettbewerber wirken auf das Marktgeschehen disruptiv. Durch das komplette Auslagern von Geschäftsprozessen und -funktionen ins Internet sorgen sie nicht nur für Transparenz ihrer Produkte. Sie reduzieren vor allem Kosten für Zwischenhändler und Vertrieb und nutzen den direkten Kundenkontakt für Anschlussgeschäfte. Das setzt traditionell agierende Unternehmen unter Druck und zwingt sie zum Handeln. So müssen sie neben Investitionen in neue Geschäftsideen und qualifiziertes IT-Personal auch ihre überwiegend auf B2B (Business to Business) ausgerichtete Geschäftsbeziehungen grundlegend überdenken. Auf lange Sicht werden sich wohl die B2C-Modelle (Business to Consumer) der Newcomer durchsetzen. 

In diesem IDW-Positionspapier stellt das IDW Auswirkungen der Digitalisierung auf die gesamte Rechnungslegung dar sowie auf die Unternehmensbewertung und die Gesellschaft. Es bietet zudem Lösungsansätze für Wirtschaftsprüfer, Unternehmen und Investoren.

Das IDW-Positionspapier finden Sie unter https://www.idw.de/idw/verlautbarungen/idw-positionspapiere

(PM IDW vom 17.10.2017)

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