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BB-Standpunkte
02.06.2014
BB-Standpunkte
Dr. Stefan M. Schreiber: IFRSIC - Interpretationsgremium ohne Interpretationen?

Noch vor einigen Jahren war die IFRS-Interpretationswelt in Ordnung, denn das damals noch International Financial Reporting Interpreattions Committee (IFRIC) genannte Gremium erarbeitete Jahr für Jahr mehrere Interpretationen und wurde hierdurch seinem Namen und seinem Auftrag im Rahmen der Fortentwicklung der IFRS formal (und weitgehend auch inhaltlich) gerecht. Seit dem Jahr 2007 berichtete ich darüber in schöner jährlicher Regelmäßigkeit im BB-IFRIC-Report (BB 2007, 1999 ff., BB 2008, 2058 ff., BB 2009, 2022 ff., BB 2010, 2291 ff., BB 2012, 2359 ff.)musste hiervon aber in den Jahren 2011 und 2013 Abstand nehmen, da das nun International Financial Reporting Interpretations Committee (IFRCIC) genannte Interpretationsgremium alles zu machen schien, nur kaum noch Interpretationen zu erarbeiten. In den vergangenen vier Jahren hat es das IFRSIC tatsächlich geschafft, ganze zwei Interpretationen zu veröffentlichen, von denen eine (IFRIC 20) höchst branchenspezifisch und somit von geringem allgemeinem Interesse ist. Dieser scheinbaren Untätigkeit des IFRSIC wird nun auch der diesjährige BB-IFRSIC-Report zum Opfer fallen.

Nun weiß ich als langjähriger persönlicher Beobachter der Sitzungen, dass sich die IFRSIC-Mitglieder durchaus nicht im Nichtstun gefallen, mitunter hochinteressante Diskussionen führen und zudem viel Zeit mit der Vorbereitung von kleineren Standardänderungen im Rahmen des sog. jährlichen Verbesserungsprozesses verbringen. Dennoch fehlt es seit Jahren weitgehend am namensgebenden Output dieses Gremiums. Ein Grund hierfür ist zweifellos, dass es trotz intensiver und kontroverser Diskussionen auf den Sitzungen kaum noch Fragestellungen in das Arbeitsprogramm des IFRSIC schaffen. Es ist aus meiner Sicht schlichtweg misslich, dass das IFRSIC viel zu oft der Versuchung erliegt, interpretationswürdige Fragestellungen durch im IFRIC Update mitunter nur leidlich erläuterte Ablehnungsentscheidungen (den sog. Agenda Decisions) vom Tisch zu bekommen – so bspw. auch wieder in der gerade stattgefundenen Sitzung im Mai im Zusammenhang mit einer hochgradig praxisrelevanten Fragestellung zu IFRS 11. Sicherlich ist das der schnellste Weg, fachliche Hinweise nach außen zu kommunizieren, aber der Verbindlichkeitsgrad der Agenda Decisions ist im Lichte des europäischen Enforcements seit Jahren faktisch unklar – und von der EU-Kommission übernommen werden sie naturgemäß auch nicht, da sie nun einmal kein Teil der offiziellen IFRS sind.

Glücklicherweise befasst sich das IFRSIC (allerdings derzeit noch hinter verschlossenen Türen) aktuell mit derlei Themen. Ich kann also noch hoffen und einen Lichtblick gab es im Rahmen der Mai-Sitzung auch schon zu verzeichnen: Zu einem IAS 12 Thema soll es – wie der Vorsitzende sagte – eine „tiny interpretation“ (kleine Interpretation) geben. Konkretisiert wurde noch nichts, aber vielleicht gibt es ja bald ein neues Veröffentlichungsformat.

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